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Ein Spiel mit Macht: huddle against dictators

Ein Raum mit 20 Seidenkissen mit den Portraits der damals 20 „schlimmsten“ herrschenden Diktatoren zum damit hinsetzen und kuscheln - 

 Kuschelraum, Kaffee, Kuchen, Plastikrosen, angenehme Musik mit Reden der Diktatoren (nilsmusic). 




(Rede des Bremer Autos Sönke Busch zur Vernissage 2008)


Herzlich Willkommen zur Diplomausstellung von Rebecca Marent, einige Worte zur Künstlerin: 

Rebecca Marent wurde 1984 in Schruns Österreich geboren, beendete 2003 ihre Matura und migrierte, freiwillig, in die weite Welt.

In den folgenden Jahren  arbeitete sie mit Kindern in Indien auf dem Land und mit  Rindern in Österreich auf dem Land und begann schliesslich ihr Studium in Ottersberg /Deutschland 2004.  

Springen wir von dieser Stelle ins Jahr 2007, bei weiteren lebenläuflichen Nachfragen ist Frau Marent ja heute anwesend. Bei Erwähnung jeder grossen und kleinen initialen Tätigkeit Rebeccas würde der viele Kuchen wahrscheinlich hart.

Während des Studiums widmete sich Rebecca, nebst nicht erwähnten  Projekten, der Malerei und gewann  damit den Hephata Kunstpreis  Mönchengladbach, gefolgt von ihrer ersten Einzelausstellung ebenda.

Im Jahr 2007 initiierte Rebecca Marent das Projekt „Allmende“ für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund, welches im Jahresturnus auch in den folgenden Jahren stattfand und den Grundstock stellt für ihr jetziges Zentralthema der Migration im kunsttherapeutischen Kontext.

Zu Integration, dem soeben genannten Hauptarbeitspunkt Rebeccas, von einem wissenschafftlichen Standpunkt zu referieren steht mir nicht zu. Warum sollte ich auch, denn dafür gibt es Frauen wie Rebecca Marent. 

Doch wäre es nicht die Arbeit von Rebecca, wäre Rebeccas Arbeit im weiten Bereich der Integration ausschliesslich auf Wissenschaft und wissen gefusst. 

Was ich von Rebecca lernte, als Mensch mit einer eher hintergrundlosen Auffassung zu Migration, ist, das integrative Arbeit, Arbeit  mit Menschen bedeutet, und eben nicht mit Gesetzen, Gesetzmässigkeiten, zahlen oder Theorien.

Die Fähigkeit, mit Menschen zu arbeiten, sich in sie hinein zu versetzen und zu sehen, wo bei jedem einzelnen Schicksal an zu setzen wäre, ist das grosse Gut, welches Rebecca Marent mit sich trägt. Sei es ihre Arbeit in Indien mit Kinder, die Arbeit mit genannten Flüchtlingsfrauen in ihrem Heimatort Schruns, österreich, oder nun die Arbeit mit Migranten hier in meinem Heimatstadtteil Hemelingen. Was ich sehe, auf dem Weg den Rebecca mit ihrer Arbeit beschreitet, ist das es, bei aller Mittelknappheit, bei jedem Kampf um jeden Cent, doch am Schluss darum geht, Auge um Auge den menschen Denkanstösse zu geben, den Menschen zu helfen, das zu ändern, was sie ändern wollen, ihnen Wege zu zeigen, sich selbst zu verwirklichen und so auf Gebiete vor zu dringen, von denen viele nicht ahnten, das sie in ihnen schlummern und nicht darum Leitkulturen auf zu stülpen oder die eine Kultur durch eine andere zu ersetzen und verdrängen. Darum, von einander zu lernen was es heisst, ein leben in einer Gesellschaft zu leben, und diese Gesellschaft mit diesem leben erst lebenswert zu machen, und vor allen dingen, bei aller art der Gegensätzlichkeiten, den Humor nicht zu verlieren. Im Rahmen der Machtverhältnisse, macht und Ohnmacht, welche oft, im Rahmen von staatlicher Repression erst zur Migration führen, bewegt sich auch diese, die heutige Ausstellung.

Eben um diese Menschlichkeit, die in jedem Menschen fusst. Denn eines hat jeder mensch gemeinsam. Ob gut oder schlecht. 

Die Chance das Mensch sein zu verlassen, findet ein jeder erst im Tod.

Der Mensch ist kein Engel, der Mensch ist kein Teufel. Der Mensch ist, was er ist. Halt doch nur ein Mensch.


Im Jahr 1887 schrieb Lord Acton an einen Kollegen: „power tends to corrupt, and absolute power corrupts absolutely, great man are almost always bad men“  - „Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut. Grosse Männer sind fast immer böse Männer“, im Angesicht des Unwissens des Lord Acton um die grossen Herrscherinnen unserer Tage muss wohl, aktualisiert gesagt werden,“grosse Menschen sind fast immer böse Menschen.

Eine schöne Herangehensweise, Menschen mit absoluter Macht nicht enthoben dem Rest der Menschheit zu sehen, sondern sie darzustellen wie sie sind: wie jeder andere Mensch auch, der ein bisschen zu viel Macht hat.

Und: interessant zu sehen wie Menschen in Macht sich verwandeln.

Schon einen Menschen zum untertan zu haben, etwa in seltsam verdrehten, privatintimen Beziehungen, tut den wenigsten Menschen gut. 

Selten ist es wohl gut, in Personalunion, sorgend und herrschend zu sein.

Die Kongruenz dieser Widersprüche trägt durchaus das potenzial, Herrschern, in welcher Grössenordnung auch immer, den Verstand zu rauben. 

So muss man wohl sagen:

Macht korrumpiert, absolute macht korrumpiert absolut, und absolute Korruption endet meist in absolutem emotionalgeistigem Verfall. 

Grosse Menschen sind, in Potenz ihrer Herrscherzeit, fast immer pathologisch bescheuert.


Dank an Nils Meissner für die klangliche Untermalung und viel Spass auf der Ausstellung.

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